Dreißigjähriger Krieg

Dreißigjähriger Krieg

Dreißigjähriger Krieg, der von 1618-48 dauernde Kriegszustand in Deutschland, veranlaßt durch Verletzung der den böhm. Ständen von Kaiser Rudolf II. in dem Majestätsbriefe bewilligten Religionsfreiheit und den hierdurch herbeigeführten Aufstand Böhmens (23. Mai 1618), Losreißung des letztern von Österreich und die Ausrufung Friedrichs V. von der Pfalz zum König von Böhmen (sog. Winterkönig), der indes am Weißen Berge bei Prag (8. Nov. 1620) dem Heere der kath. Liga unterlag. Von den Siegern wurde der Krieg nun auch in Friedrichs Lande, die Pfalz, und nach den Erfolgen bei Wimpfen, Höchst und Stadtlohn über die Parteigänger Friedrichs in die niedersächs. Länder getragen. 1624 stellte sich Christian IV. von Dänemark an die Spitze der Stände dieses Kreises, wurde aber, nachdem Wallenstein den Grafen Mansfeld 25. April 1626 bei Dessau besiegt hatte, 27. Aug. bei Lutter am Barenberg geschlagen und durch Wallenstein gezwungen, mit dem Kaiser zu Lübeck 12. Mai 1629 Frieden zu schließen. Der Schwedenkönig Gustav Adolf, wegen des Vordringens der kaiserl. Macht an die Ostküste besorgt, kam im Sommer 1630 den Protestanten zu Hilfe, konnte zwar die Zerstörung Magdeburgs durch Tilly (20. Mai 1631) nicht verhindern, schlug aber, mit Brandenburg und Sachsen verbündet, diesen bei Breitenfeld (17. Sept. 1631) und am Lech (15. April 1632) und zog in München ein. Wallenstein hielt den Schweden bei Nürnberg die Wage, zog dann nach Sachsen, wurde aber bei Lützen (16. Nov. 1632) von dem Heere Gustav Adolfs, der hier fiel, geschlagen. Er knüpfte mit Schweden und Sachsen Unterhandlungen an, wurde aber 25. Febr. 1634 ermordet; das kaiserl. Heer siegte 6. Sept. 1634 über Herzog Bernhard von Weimar und den schwed. General Horn bei Nördlingen, worauf Sachsen mit dem Kaiser den Frieden zu Prag abschloß (30. Mai 1635), dem die meisten prot. Mächte beitraten. Frankreich trat nun offen im Bunde mit Schweden in den Krieg ein, der schwed. Feldherr Banér schlug die Kaiserlichen 4. Okt. 1636 bei Wittstock, Bernhard von Weimar, als General der franz. Armee, siegte 3. März 1638 bei Rheinfelden, eroberte Breisach, starb aber 18. Juli 1639; Frankreich setzte sich in den Besitz seiner Eroberungen. Der Nachfolger Banérs, Torstenson, schlug die Kaiserlichen 2. Nov. 1642 bei Breitenfeld, eroberte Holstein und Schleswig und vernichtete 6. März 1645 das österr. Heer bei Jankau. Nach dem Siege bei Allersheim (3. Aug. 1645) drangen die Schweden und Franzosen unter Wrangel und Turenne nach Bayern und Böhmen vor; die Eroberung der Altstadt Prags verhinderte der Abschluß des Westfäl. Friedens (s.d.) zu Münster und Osnabrück 24. Okt. 1648. Durch den greuelvollen Krieg war Deutschland furchtbar verwüstet, verarmt und in seiner geistigen Kultur zurückgegangen, im Innern zerrissen und ohnmächtig nach außen [Karte: Deutsches Reich II, 4]. – Geschichte des D. K. von Schiller (1791-92), Gindely (Bd. 1-4, unvollendet, 1869-80), ders. (3 Bde., 1882-84), Winter (1893), Ritter (3 Bde., 1890-1900).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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